Eine Tour der Premieren
Mit dem historischen Gewinn der 17. Etappe macht Richard Carapaz die Tour zu einem unvergesslichen Ereignis.
Was für eine Tour de France für Richard Carapaz und das Team von EF Education First-Easypost!
Mit einer bestechenden Soloattacke zur Bergankunft in SuperDévoluy hat sich „El Jaguar de Tulcan“ endgültig seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Tour gesichert. Es war nicht nur sein erster Etappensieg bei der Tour, mit dem er sich das Triple an Siegen bei allen Grand Tours gesichert hat, sondern auch der erste Tour-de-France-Etappensieg für Ecuador überhaupt. Und das alles in der selben Tourausgabe, in der er auf der dritten Etappe zum ersten Ecuadorianer im gelben Trikot avancierte.
Chapeau, Richie. Chapeau.
Noch eindrucksvoller wird dieser historische Erfolg, wenn man bedenkt, dass er beinahe nicht zustande gekommen wäre.
Die 2023er-Ausgabe der Tour musste er sturzbedingt bereits während der zweiten Etappe aufgeben und sich anschließend bereits auf 2024 fokussieren. Nach einer mühsamen Reha und einem kompletten Jahr an Training für die diesjährige Tour stürzte er bei der Tour de Suisse erneut und trug Verletzungen im Gesicht davon. Seine Chancen für die Tour schienen passé.
Doch jeder, der Richie kennt, weiß, dass sich hinter dem sympathischen Menschen ein eiserner Wille verbirgt. Nichts sollte ihn auf dem Weg zu einer Revanche stoppen. Und auf dem bergigen Terrain der 17. Etappe konnte ihn tatsächlich niemand aufhalten.
So ist es passiert:
Es war eine Etappe, die das EF-Team von Beginn an auf dem Schirm hatte. Sie wussten, dass es eine der letzten vielversprechenden Chancen für einen Etappensieg war und dass der Kurs perfekt zu Carapaz’ Stärken passte. Leider hatten viele andere Teams natürlich dieselbe Idee, sodass das Rennen vom Start weg hart umkämpft war und die Teams zahlreiche Fahrer angreifen ließen, um eine Gruppe zustande zu bringen, die es bis ins Ziel schaffen kann.
Das Tempo war unerbittlich, das Peloton in die Länge gezogen und erste Fahrer verloren bereits den Kontakt. Allein dranzubleiben verlangte bereits vollen Einsatz und Carapaz verpasste die Gruppe, die sich absetzen konnte. Das Team EF-Easypost wusste was zu tun war. Gemeinsam arbeiteten sie sich zurück und konnten 58 Kilometer vor dem Ziel zu einer Gruppe mit 43 Fahrern aufschließen.
Mit weniger als 20 verbleibenden Kilometern setzte sich Simon Yates vom Team Jayco-AlUla ab und schloss – dicht gefolgt von Carapaz – zur Spitzengruppe auf. Carapaz erreichte Yates etwas weniger als 15 km vor dem Ziel und fuhr ein Stück mit ihm gemeinsam, bevor er die entscheidende Attacke setzte. Yates konnte dem nichts entgegensetzen und Richie flog bis zum Gipfel, wo er 17 Sekunden vor den Verfolgern ankam und den Etappensieg für sich, sein Team und ganz Ecuador sicherte.
“Das war ein großartiger Sieg”, sagte Carapaz im Ziel. “Diesen Tag werde ich für den Rest meines Lebens in Erinnerung behalten.”
Richie, wir hätten es nicht besser sagen können. Glückwunsch!