Von Gold zu Gelb
Richard Carapaz – Der amtierende Olympiasieger im Straßenrennen erreicht auf seinem LAB71 SuperSix EVO einen der begehrtesten Erfolge im Profiradsport und fährt ins Führungstrikot der Tour de France.
Zweimaliger Ecuadorianischer Meister im Zeitfahren 2019 Gewinner des Giro d’Italia. 2020 Goldmedaillengewinner im Olympischen Straßenrennen Einziger Radprofi der Geschichte, der Olympiasieger und auf dem Podium aller drei Grand Tours war.
Und das sind nur die Highlights. Allein die Aufzählung aller Erfolge von Richard Carapaz im Radsport gleicht einer sportlichen Herausforderung.
Und heute wird die Liste noch ein Stück länger: Am Ende der 3. Etappe der Tour de France 2024 erringt Richie mit dem Maillot Jaune, dem berühmten Gelben Trikot des Gesamtführenden, eine der ikonischsten Ehrungen im Profi-Radsport.
Die diesjährige Tourausgabe begann mit einem Feuerwerk – mit heißen, feuchten Wetterbedingungen, einem hügeligen Profil und hohem Tempo. Die erste Etappe führte auf italienischem Boden über 206 Kilometer, 3600 Höhenmeter und bei Temperaturen um 38 °C von Florenz nach Rimini. Die Presse sprach schon im Vorfeld von der vielleicht schwersten Eröffnungsetappe der Tour aller Zeiten. Selbst die Legenden des Pelotons hatten sichtlich zu kämpfen. Richie hat es dank seiner außergewöhnlichen Ausdauer geschafft, die Ziellinie als 22. von 176 Fahrern mit nur 5 Sekunden Rückstand auf den Gewinner der Etappe zu überqueren.
Auch die zweite Etappe war von Anstiegen und Hitze gekennzeichnet. Carapaz blieb ruhig, fokussiert und immer auf Tuchfühlung mit den Favoriten für das Gesamtklassement. Als seine Gruppe das Ziel erreichte, ging es im Sprint um die Plätze lediglich um Sekunden, doch für den ersten winkte das Gelbe Trikot. Richie fuhr einen extrem starken Sprint und überquerte die Linie vor den anderen Klassementfahrern, aber für das Trikot reichte es nicht ganz. Er landete auf dem zehnten Platz und ließ die Führenden der Tour noch enger zusammenrücken. Im Gesamtklassement schob er sich so auf den vierten Platz.
Als am nächsten Tag die Sonne am Startort Piacenza aufging, umgab offenbar ein gelber Schimmer den Teambus von EF Education First–EasyPost. Über die 230 Kilometer der 3. Etappe kämpfte Richie hartnäckig darum, vorn dabei zu sein. Der relativ flache Kurs war eher auf die stärksten Sprinter des Pelotons zugeschnitten, aber Carapaz nahm die Herausforderung an und setzte sich geschickt durch. Er überquerte die Ziellinie als 14. der Tageswertung – und eroberte damit zum ersten Mal in seiner Karriere das Führungstrikot der Tour de France.
Das Team EF Education First–EasyPost ist auf LAB71 SuperSix EVO Team-Rädern unterwegs und belegt aktuell einen starken siebenten Platz in der Teamwertung der Tour. Der Kader umfasst neben zahlreichen anderen begabten Talenten die nationalen Meister Carapaz, Sean Quinn (USA), Rui Costa (Portugal) und Alberto Bettiol (Italien). Mit dem gelben Trikot in den eigenen Reihen könnte sich die Teamtaktik nun nochmals ändern.
“Bei der Tour muss alles perfekt zusammenkommen, um erfolgreich zu sein. Es reicht nicht, nur auf Nummer sicher zu gehen”, erklärt Charly Wegelius, Sportdirektor von EF Education First–EasyPost. “Heute bot sich eine dieser Chancen. Wir haben das Regelwerk studiert. Wir haben uns die Abstände angesehen ... Und einen Plan geschmiedet. Wir wussten, dass der Weg weit ist und wir von vielen externen Faktoren abhängig waren, die außerhalb unserer Kontrolle lagen. Wir haben eine starke Leistung gezeigt. Es war eine echte Teamanstrengung und wir freuen uns, dass es geklappt hat.”
“Das gelbe Trikot ist eine der symbolträchtigsten Trophäen im Radsport”, ergänzt er. “Es zu haben ist eine große Ehre für Richie und das Team und wir werden versuchen, das Maximum aus der Situation herauszuholen.”
“Ich habe so hart für diesen Moment gearbeitet. Er bedeutet auch viel für mein Land. Es gibt nicht viele [Ecuadorianer] in der World Tour und ich hoffe, dass der Radsport in meinem Land damit vorangebracht wird”, erklärt Carapaz, nachdem er als erster Ecuadorianer überhaupt das Gelbe Trikot erobert hat. „Morgen ist ein sehr harter Tag. Es wird schwer, das Trikot zu verteidigen, aber ich werde es versuchen.“”
Allez Richie. Allez, allez, allez.